Mittwoch, 19. September 2012

Einige Worte zum Shironuri



Das weiße Make-Up gehört zur Geisha wie der Kimono. Aber sie ist nicht die Einzige, die es trägt. Ebenso wird es von Oiran (Edel-Prostituierten) getragen und von - Männern. Im Noh-Theater nämlich. Im Kabuki ist es seit jeher Tradition, daß Frauenrollen von Männern gespielt werden, manche dieser Schauspieler sind echte Superstars.

In der Vergangenheit hatte das Shironuri durchaus einen praktischen Nutzen. In Zeiten, in denen die einzige Beleuchtung von Kerzen oder Öllampen kam, sollte es das Licht reflektieren. Ausserdem gab es dadurch etwas geheimnisvolles und hochdramatische Effekte. Und es ist, wie im Theater üblich, eine Maske. Ein Mädchen, das am Tag in einer einfachen Yukata ohne Make-Up auf die Strasse geht, wird nicht erkannt. Männer schon gar nicht.

Und hier kommen wir zu einem sehr interessanten Punkt. Ich wurde schon oft gefragt, was Männer denn bei einer Geisha suchen, wenn keinen Sex. Nun, sie suchen (und erwarten) ein Schauspiel. Kein Japaner käme auf die Idee, das, was er von einer Geisha bekommt, für "echt" zu halten. Als Vergleich: Ein Mann, der zu einer Prostituierten geht, käme keine Sekunde auf die Idee, echte Gefühle oder gar "Liebe" für sein Geld zu bekommen. Eine hochklassige Geisha (das ist beinahe ein Widerspruch in sich, Geishas sind ALLE hochklassig), ist dazu da, sich jeden Mann für einen Kaiser halten zu lassen. Sie wird ihm das Gefühl geben, jede noch so dumme oder geschmacklose Bemerkung wäre ein hochgeistiges Bonmot, eine unglaublich intelligente Bemerkung. Man könnte beinahe sagen, es ist eine, sehr teure, Selbstbewußtseins-Therapie. Aber er weiß eben auch, es ist ein Schauspiel.

Das Shironuri ist einerseits Zeichen eines Berufsstandes und auch Ranges, andererseits ist es ein Schutz. Wenn ich komplett für ein offizielles Bankett (Ozashiki) gekleidet bin (Ich rede natürlich NUR von Second Life!), kam bisher niemand auf die Idee, mich dumm "anzumachen". Denjenigen, die wissen, was sie vor sich haben, würde es aus Respekt nicht einfallen, und diejenigen, die es nicht wissen, halten Distanz, weil sie mit dem maskenhaften Make-Up nichts anfangen können. Es wirkt im realen wie im "zweiten" Leben eher unnahbar. Eindeutig ein Vorteil, wie ich finde. :)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen